Freitag, 20. März 2009

Apropos E-Book

Die Nachricht sollte ja auch bei nur peripher Interessierten jetzt einigermaßen durch sein : Seit dem 11. März gibt es offiziell den Sony PRS-505, einen eReader zu erwerben, auf dem ein mobiles, angenehm flimmerfreies (E-Inkdisplaytechnik), ausdauerfreundliches (Akku-Power wird nur beim „Umblättern“ benutzt und soll für mindestens 10 dicke Bücher reichen) Lesen ganzer Bibliotheken möglich sein soll. Einen guten Überblick über Handhabung (und praktische Grenzen) gibt es hier.

Leider ist der Preis – zumal im Vergleich mit Geräten, die mehr Funktionen und Schnittstellen und Speicher besitzen – etwas zu hoch; und eine modernere Nachfolgeversion ist auch schon annonciert. Dafür sind mit diesem Reader diverse Formate ladbar und lesbar und überhaupt muss man wohl alles schon als einen Fortschritt werten gegen das rigide, seine Marktmacht ausspielende Kindle von Amazon, mit der man doppelt und dreifach eingeschränkt ist. (Und immer auch bei bisschen dummgehalten... bzw. unbelästigt, also bequem wie bei Apple.)


Wesentlicher ist aber vielleicht überhaupt der ominöse Content. Nachdem diesmal mehrere Plattformen als Tankstellen für Leseware früh dabei sein wollen, soll dafür gesorgt sein, dass von der Sellerliste bis zu Abseitigkeiten aus den Nischen alles verfügbar sein wird. Doch an hört, reagieren große, aber wichtige Verlage (Rowohlt, Fischer, Suhrkamp und weitere) noch einigermaßen zögernd, ist das mit der unterschrittenen „Preisbindung“ beim Wegfall von Holz & Druckfarbenkosten noch nicht ausdiskutiert und wird wohl auch die Angst vor dem Diebstahl geistigen Eigentums noch eine erhebliche Rolle spielen. So schnell ereignen sich Paradigmenwechsel nicht. (Und das Gerätchen ist auch so neu nicht.)

Und warum auch alles überstürzen? Wieder wird es dauern, bis man wirklich weiß, wie die User das alles annehmen; erfahrungsgemäß sind da noch etliche Überraschungen zu erwarten. Es wird sein, wie anderswo auch: Klügere, schnellere Communities werden sich bilden und ein Insiderwissen zu teilen anbieten, das für die Verlage noch gar nicht absehbar ist, und noch anderweitig eine erhebliche Rolle spielen, die die bisherigen Beteiligten am Buchmarkt noch alle überraschen werden. Und nebenher wird sich ein weiterer Verwertungskanal öffnen und nach und nach wachsende Abnehmer finden, die anderswo fehlen.

Worum es geht, ist anscheinend erst mal wieder ein Geschäftsmodell, statt um Content oder Technik oder gar eine Veränderung der Lesekultur – hier wird wieder einmal versucht, durch ein Gerät, ein Gimmick letztlich, etwas zu lancieren, dass dann viel tiefgreifender wirken wird, als es sich ökonomisch runtergebrochen denken lässt. Wir Zauberlehrlinge!


Hier noch eine klügere Stellungnahme, nach all den Branchenorakeln zur Erfrischung mal von einer Schriftstellerin.

Auch Onomato wird sich weiter mit dem Thema beschäftigen.

 

onomato Hörbuch - Verlag & mehr

"die ganze Welt auf der Spitze der Zunge"

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Die Literatur im Verschwinden?
Hier ein Zeuge dafür. Wenn aber die Marktförmigkeit...
Rainer Rabowski - 29. Mai, 14:02
Noch einmal Effi Briest
Noch einmal Effi Briest. Für Interessierte hier...
Rainer Rabowski - 3. Apr, 19:56
Apropos E-Book
Die Nachricht sollte ja auch bei nur peripher Interessierten...
Rainer Rabowski - 20. Mär, 18:15
Effi Briest
Hier: Hinweis auf eine zweite Veranstaltung (nach der...
Rainer Rabowski - 11. Mär, 15:37
Die ersten zwei Neuvorstellungen...
Unsere ersten zwei Hörbuch-Neuerscheinungen für dieses...
Rainer Rabowski - 18. Feb, 17:33

Suche

 

Status

Online seit 5599 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Mai, 19:27

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren